Eines der schrecklichsten Charaktereigenschaften ist der Fanatismus, weil er in primitivster Form die Menschen und soziale Gegebenheiten in gute und böse spaltet. Ohne jegliche Differenzierung der tatsächlichen Vielfältigkeit aller religiösen und politischen Richtungen kennt er nur zwei Kategorien: Freunde und Feinde, die ersten blind bejahend, die zweiten zum Ausrotten verdammt.
Die Moral dieser Menschen ist auf dem Stand der Kleinkinder stehen geblieben, wo es nur zwei heftige Gefühle gibt, Lust und Unlust und zwei Beziehungsmuster, Lieben (die eignen Eltern) oder Fürchten (alle Fremden). Die Erziehung dieser Menschen vollzog sich autoritär und extrem intolerant, in der Fixierung eines Feindbildes und verharrte in der harten Unterscheidung von Gut und Böse, Erlaubt und Verboten, Wahr und Falsch ohne jegliche Zwischenstufen und Relativierungen, wie sie in der gemäßigten normalen und pädagogisch einfühlsamen Sozialisierung stattfindet. Erziehung zum Fanatismus ist Erziehung zum Mörder.